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Charlie (Charles L.) Byrd
Geb. 16.9.1925 Suffolk, Virginia. |
Die überlegene spanisch-südamerikanische Technik der sogenannten klassischen Gitarre hat Charlie Byrd wie kein anderer Musiker vor ihm dem Jazz zu erschliessen vermocht, ohne dabei Swing und Jazzgefühl zu verlieren. Platten wie "Blues Sonata" und "Latin Byrd" sind besonders gelungene Beispiele der Virtuosität und künstlerischen Phantasie, mit der er harmonische und rhythmische Feinheiten zu einer eigenständigen Musik fügt. Nach seiner triumphalen Tournee durch 16 lateinamerikanische Länder wurde Charlie Byrd Anfang der sechziger Jahre zur Zentralfigur der Bossa-Welle, u. a. als Partner von Stan Getz bei Hit-Aufnahmen wie "Desafinado" und "One Note Samba". Charlie Byrd hatte seit seinem neunten Lebensjahr beim Vater Gitarrenunterricht. Er begann in Schulbands und war mit einem Show-Orchester der Army in Europa, bevor er sich 1946 in New York niederliess. Nach Engagements bei Sol Yaged (1947), Joe Marsala, Barbara Carroll (1948) und Freddie Slack (1949) lernte Byrd ab 1950 bei Sophocles Papas in Washington, 1954 auch bei Andrés Segovia in Siena die klassische Gitarrentechnik. Es folgten Solokonzerte und eine Reihe klassischer Einspielungen. Mit einer eigenen Combo trat Byrd ab 1957 jahrelang in Clubs auf. Zum New Star im "Down Beat"-Poll gekürt, bereiste er 1959 mit Woody Herman Europa und den Vorderen Orient. Die Südamerika-Tournee von 1961 und die Einspielungen mit Stan Getz ("Jazz Samba", 1962) begründeten schliesslich Byrds Weltruhm. Der Gitarrist war nun Dauergast auf vorderen und ersten Plätzen vieler Polls und ebenso in internationalen Fernsehshows; er nahm zahlreiche Platten auf, darunter Duos mit Herb Ellis, besuchte mit eigenem Trio sowie mit Les McCann und Zoot Sims Europa und konzertierte 1965 im Weissen Haus. Zumeist gibt er gemischte Programme mit Jazz, Folklore und Klassik. Neben regelmässigen Auftritten in seinem eigenen Club Showboat Leunge (ab 1980 Charlie's Georgetown) in Washington ging Charlie Byrd auch in den siebzigerJahren wieder häufig auf Tournee, spielte mehrmals beim Newport und beim Concord Festival oft zusammen mit Barney Kessel und Herb Ellis - und schrieb einige Schulen. Mit Marian McPartland nahm er 1976 eine Duo- Platte auf, und auch mit seinem Trio, dem in den siebziger und achtziger Jahren Bruder Joe Byrd und wechselnde Schlagzeuger angehörten, ging Byrd ins Studio. Hervorragend bewertet wurden vor allem die LP "Blue Byrd" (1978), die Live-Aufnahme vom Concord Festival 1979 "Sugarbaf Suite" und "Isn't lt Romantic" (1984) sowie "Brazilville" (1981) mit Bud Shank. Eine Grammy-Nominierung erhielt er für "Brazilian Soul", Dokument einer Begegnung mit Laurindo Almeida beim Concord Festival 1981. Mit Barney Kessel und Herb Ellis gastierte Byrd Anfang der achtziger Jahre als "The Great Guitars" in Amerika wie auch in Europa.